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Von Affen und Maschinen

Projektbeschreibung zur “KI Seite” des Global Gates -

eine Kollaboration zwischen Super*meIlya Pusenkoff

Die Installation beschäftigt sich mit dem evolutionären Weg des Menschen. Auf den ersten Blick mag die Entwicklung von den tierischen Vorfahren abgeschlossen erscheinen, doch physisch unterscheiden wir uns kaum von den Primaten, von denen wir abstammen – es ist unser Verstand, der uns maßgeblich unterscheidet.

Von Anfang an zeichnete sich der Mensch durch die Fähigkeit aus, Werkzeuge zu schaffen, die seine körperlichen Möglichkeiten erweitern. Die künstliche Intelligenz (KI), das jüngste und womöglich bedeutendste Werkzeug, das der moderne „Affenmensch“ hervorgebracht hat, ist das erste Werkzeug, das aktiv unseren Geist, unser Denken und unsere Intelligenz ergänzt – ein Instrument, das uns nicht nur Wissen bereitstellt, sondern selbstständig erkennt, lernt und gestaltet.

Ein Sinnbild für diese Thematik ist die riesige Wandinstallation mit Tausenden von Affenporträts. Diese überwältigende visuelle Bibliothek symbolisiert die gigantischen Datenmengen, die für das Training von KI-Modellen nötig sind. Jedes einzelne Affengesicht ist aus der Nähe detailliert und individuell erkennbar, doch aus der Ferne verschmelzen die Bilder wie Pixel zu einem neuen Ganzen – eine Allegorie dafür, wie KI aus der Masse von Daten Neues schafft. Dabei wurde Michelangelos ikonisches Werk Die Erschaffung Adams als zentrale Metapher für dieses Kunstwerk gewählt.

Wie Adam in der biblischen Überlieferung als erster Mensch gilt, so entspringen auch die 13.000 KI-generierten Affenbilder in dieser Installation einem einzigen „Urvater“: dem von Super*me gemalten Affen. Dieses Originalwerk dient als Ausgangspunkt einer „digitalen Evolution“. Mithilfe einer AR-Erweiterung können Besucher in einem Video den Wandel nachvollziehen.

Die Installation bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Chancen und Ängsten und lädt dazu ein, über unsere Rolle in einer technologiegeprägten Welt nachzudenken.


Diese neuen Werkzeuge könnten uns helfen, die größten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Aber was, wenn sie die menschliche Vernunft übertreffen und möglicherweise unsere Kontrolle über die Welt gefährden?

„F.E.A.R. has two meanings: Forget everything and run. Or face everything and rise. The choice is yours.“ Dieser Ausspruch verkörpert den inneren Zwiespalt, den die Menschheit seit jeher spürt, wenn sie mit ihren eigenen Schöpfungen konfrontiert ist. Es ist unsere Entscheidung, ob wir uns diesen Herausforderungen stellen oder vor ihnen flüchten.

Kurz zusammengefasst eröffnet dieses Kunstwerk drei Ebenen:
Zunächst die Hommage an das weltweit bekannte Gemälde – als Symbol für Kunst und die göttliche Schöpfung des Menschen.

Die zweite Ebene zeigt die „Affen-Variationen“ als Sinnbild für die digitale KI-Neuinterpretation der ersten Ebene.

Die dritte, übergeordnete Ebene ist die des Künstlers Super*me, der als Schöpfer über allem steht und mit seinen Eingriffen und Kommentaren eine tiefere Sicht auf seine Weltanschauung offenbart. In seinen Pinselstrichen, die er über alle anderen Schichten legt, hat er das letzte Wort und verleiht dem Werk eine persönliche Dimension. Sein Spruch „Don’t Let Idiots Ruin Your Day“ ist ein augenzwinkernder Hinweis auf die Freiheit des Schöpfers, sich von äußeren Urteilen nicht beirren zu lassen.

Ohne die Generationen von Künstlern und ihre Werke, die der KI als Fundament dienen, könnte sie selbst nichts Neues schaffen. Sie braucht diesen menschlichen Input, um schöpferisch tätig zu sein. KI kann die menschliche Kreativität nicht ersetzen. Diese Schöpferkraft, die über Nullen und Einsen hinausgeht, zeichnet uns als Künstler und Denker aus.

Der Mensch bleibt der Schöpfer, die Maschine das Mittel.


Die Wahl, wie wir diese Werkzeuge nutzen, liegt – wie der Künstler uns zeigt – in unseren Händen.

Ars longa, vita brevis –
Have a nice day!

 

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